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Donnerstag, 14. Januar 2021

Essen auf dem Holzweg: Wie wär’s mit einem Sägemehlkeks?

Nein, es ist heute nicht der 1. April, und zu Späßen bin ich in diesen Zeiten ohnehin nicht aufgelegt. Kaum kribbelt es in der Nase, kratzt es im Hals oder setzt ein Staubkorn ein Niesen frei, denke ich sofort: Verdammt, könnte vielleicht Corona sein. Sie sollten meine Sorgenfalten sehen – so tief wie Bruchstellen im San-Andreas-Graben. Immerhin funktioniert Belustigung als Selbsttherapie noch. Eine Impfdosis Fußballerzitate reicht bei mir für fünf bis sechs Tage. Geht ungefähr so: “Wir sollten jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken.” (Lothar Matthäus) // “Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es war.” (Fredi Bobic) // “Das wird alles von den Medien hochsterilisiert.” (Bruno Labbadia) // “Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.” (Rolf Rüssmann) // “Ich bin Optimist. Sogar meine Blutgruppe ist positiv.” (Toni Polster) // Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Bis auf das eine Mal, als sie mit aufs Hochzeitsfoto wollte.” (Mehmet Scholl).
Lachen Sie schon? Nein? Au Backe, dann hat es Sie noch schlimmer erwischt als mich. Dann hilft nur noch Lateinunterricht aus Das Leben des Brian, zumindest bei mir, wenn es mal ganz schlimm ist.

Gestern Abend, meine Impfdosis Fußballerztitate war fast aufgebraucht, stieß ich im Netz auf eine Meldung über eine Gerichtsentscheidung, die einen Lachflash auslöste, der die Wirkung meiner letzten Impfdosis mindestens zwei Tage strecken sollte. Im Urteil wird einem Versandhändler untersagt, Sägemehlkekse zu verkaufen. Das Karlsruher Verwaltungsgericht folgte in seiner Entscheidung einer entsprechenden Verfügung der Stadt Karlsruhe. In der Urteilsbegründung heißt es: “Die Kekse dürften nicht in Verkehr gebracht werden, weil es sich dabei nicht um sichere, sondern zum Verzehr durch den Menschen objektiv ungeeignete Lebensmittel handle. Das konkret vom Kläger verwendete Sägemehl sei ein Füll- und Trägerstoff für technische Anwendungen und werde noch nicht einmal im Futtermittelbereich eingesetzt. Weiter sei das vom Kläger als Zutat verwendete Sägemehl als Lebensmittel neuartig, ohne aber auf der Positivliste für zugelassene neuartige Lebensmittel nach der sog. Novel-Food-Verordnung der Europäischen Union aufgeführt zu sein.”

Mein erster Gedanke als der Lachanfall nach dem Lesen vorüber war: Da hat einer die vegane Verkaufsmasche konsequent zu Ende gedacht. Nicht so ein fauler Kompromiss wie gehackte Reiswaffeln als veganes Mett zu verkaufen. Groß denken! Denn im Grunde geht Essen doch auch ohne Lebensmittel. Hauptsache, es steht vegan drauf. So sehr ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass vegane Ernährung nur deshalb so populär geworden ist, weil sie für die große Lebensmittelindustrie lukrative Möglichkeiten bietet, hochverarbeitete Lebensmittel mit dem vermeintlichen Gütesiegel “vegan” adeln zu können, da keine tierischen Zutaten drin sind, so sehr lag ich mit meiner Vermutung daneben. Der Streit zwischen dem Händler und der Stadtverwaltung, der dem Urteil vorausging, schwelte nämlich schon gut zwanzig Jahre. In diesem Zeitraum sollte es so eine Frage zumindest einmal bis zum Bundesverwaltungsgericht und wieder zurück schaffen, selbst im Zeitlupentempo unserer überlasteten Gerichtsbarkeit. Aber nein, wir reden hier von einer erstinstanzlichen Entscheidung.

Je länger ich über die Sägemehlkekse nachdenke, umso mehr vergeht mir das Lachen. Wenn derart offensichtlich ungeeignete Produkte im Markt für Lebensmittel landen und über zwei Dekaden unbehelligt unter die Leute gebracht werden können, dann schwant mir nichts Gutes, ob der Dinge, die vermutlich noch da Draußen lauern. Von den bekannten Gefahren durch Bakterien in Milch, Geflügel und Co. ganz abgesehen. Reicht für heute, ich brauche jetzt dringend eine kleine Impfdosis Fußballerzitate: “Links ist ähnlich wie rechts, nur auf der anderen Seite” (Patrick Funk).

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Montag, 23. November 2020

Kaffeebohnen aus dem Pfandglas.

Portfolio von Cofi Loco, Foto: PR / ©Cofi Loco

Die Idee war überfällig. Und ich frage mich, warum nicht schon früher jemand darauf gekommen ist, Kaffeebohnen im aromadicht verschließbaren Pfandglas zu verkaufen statt in Wegwerftüten. Der Siegburger Unternehmer Uwe Prommer, Inhaber der Rösterei Cofi Loco, wird jetzt als Vorreiter für einen entsprechenden Vorstoß gefeiert. Seine Firma füllt die Bohnen auch nicht in Standardglasflaschen ab, sondern in Glasbehältern mit Aromadeckel zum Wiederverschließen, was die Bohnen besonders frisch halten soll.

Seit gut zwei Jahrzehnten mache ich es daheim mit der Aufbewahrung meines Kaffees kaum anders. Frisch gekaufte Bohnen fülle ich direkt in Einkochgläser mit Dichtungsring um und stelle das Glas in den Kühlschrank. Ja, ich weiß, von Kühlschranklagerung wird vielfach abgeraten, aber nach meinen Erfahrungen gilt das nur für gemahlenen Kaffee, der tatsächlich Aroma verliert oder Aromen anderer Kühlschrankbewohner annimmt. Bei ganzen Bohnen – im luftdicht verschlossenen Einkochglas aufbewahrt – konnte ich noch keine Beeinträchtigung feststellen, zumal der Aromaschub von Kaffee erst durch die Mahlung richtig in Gang kommt. Hermetisch verriegelt und im Kühlschrank aufbewahrt, vermeidet man jedenfalls die größten Aromakiller: Licht, Wärme, Temperaturschwankungen. Sicherlich spielt auch noch eine Rolle, wie lange die Bohnen gelagert werden. Bei mir werden sie nicht alt – bei dem hohen Espresso-Durchlauf pro Tag.

Der Pfandglasvorstoß von Cofi Loco ist gut. In der Bochumer Rösterei meines Vertrauens hatte man bereits mal vor langer Zeit Kunden ermöglicht, Kaffeebohnen in mitgebrachte Behälter abfüllen zu lassen. Aber wie das so ist in unserem Land der vielen Vorschriften: Dieser umweltfreundliche Service kollidiert mit Hygienebestimmungen, weshalb man das Angebot zwischenzeitlich wieder einstellen musste. Seit einigen Monaten kann man aber auch bei röstart seinen Kaffee im Pfandglas einkaufen. Zwar mag der Deckel hier nicht so ausgeklügelt sein wie bei Cofi Loco, dafür bringt das eingesetzte Braunglas Vorteile für den Aromaschutz, weil es den Lichteinfall verringert. Und noch eine Vorschrift: das neue Verpackungsgesetz. Es soll der Müllvermeidung dienen und lässt deshalb Gebühren anfallen für das Inverkehrbringen von Einwegverpackungen. Aber Lebensmittel in eigene Behältnisse abfüllen lassen, ist auch nicht erlaubt. Schon ein wenig widersprüchlich vom Ansatz, finde ich. An diesem Punkt scheint das Pfandsystem immerhin eine interessante und umweltfreundliche Lösung zu sein.

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Dienstag, 17. November 2020

Deutsches Kochbuchmuseum Dortmund: Fleisch als Kulturgut. Wie Tiere zu Lebensmitteln werden.

Verdammte Haxe. Da hatte ich mir Ende letzten Jahres vorgenommen, dem Deutschen Kochbuchmuseum Dortmund endlich mal den so oft verschobenen Besuch abzustatten, da riss mein Kreuzband. Statt mich also dort mit Experten über ein Forschungsprojekt zu unterhalten, das erklären könnte, wie Fleisch über die Jahrhunderte zu jenem entbluteten Konsumgut wurde, das eine industrielle Fleischproduktion mit Massentierhaltung entfesselte, schnitt ein Chirurg in meinen Gelenk herum, trennte ein paar Sehnensegmente der Oberschenkelmuskulatur ab und baute sie im Kniegelenk wieder ein. Eine alles andere als unblutige Maßnahme, wie ich beim Blick auf den gut gefüllten Drainagebeutel erkennen konnte, der mir – samt Schlauch – am Bein hing.

Ja, ich weiß, was Sie jetzt denken: Igitt, muss der das so genau schildern? Nein, muss ich nicht. Und Jamie Oliver hätte den Schulkindern in seiner legendären TV-Show nicht erklären und demonstrieren müssen, wie Chicken Wings gemacht werden. Zur unschönen Wahrheit des Fleischessens gehört aber nun mal, dass Tiere dafür sterben müssen. Für unsere Großeltern war die Wertschätzung für ein Stück Fleisch auf dem Teller ungleich höher als für uns heute – weil sie die Schlachtung von Rindern, Schweinen und Hühnern noch aus eigenem Erleben kannten. Es wurde alles gegessen, was das Tier hergab.

Wenn ich mich heute umhöre und frage, wer Panhas mag, ernte ich oft entweder ein Schulterzucken der Unkenntnis oder angewiderte Mimik. Für typisches Panhas wird nämlich die Brühe, in der man Würste kocht – die durch Reste geplatzter Würste recht fettig ist – mit Salz, Pfeffer und Piment gewürzt und mit Buchweizenmehl und Schweinblut zu einer teigigen Masse vermengt und gebraten. Für viele Mitmenschen eine reichlich unappetliche Vorstellung. Es existieren übrigens verschiedene regionale Varianten von Panhas, es war eben Resteverwertung. Es sollte nix umkommen vom umgekommenen Tier.

Mir gefällt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun ein Verbund- und Forschungsprojekt “Fleischwissen”, fördert, das – wie es etwas sperrig heißt, mit die “Verdinglichung des Lebendigen mit dem Kulturgut Fleisch” in den Blick nimmt. Wie werden Tiere zu Lebensmitteln? Wie sehen die Orte der Zerlegung aus, welche Arten der  Zubereitung und des Konsums gibt es? Und natürlich landet man schnell bei der Frage, wie sich der Umgang mit Tier und Fleisch in unserer Gesellschaft verändert hat über die Jahrhunderte. Und welche Art Fleisch wir in Zukunft essen werden, angesichts von Umweltzerstörung, Tierleid und Fehlernährung.

Obwohl mein Knie längst wieder in Ordnung ist, habe ich es noch immer nicht ins Kochbuchmuseum geschafft. Aber sobald die Corona bedingte Schließung aufgehoben ist, werde ich mich dort mal umschauen und das Gespräch mit den Experten vor Ort suchen.

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Dienstag, 03. November 2020

Diabetes und Ernährung in Zeiten von Corona

Ich weiß nicht, wie oft ich den letzten zwei Jahrzehnten von Ärzten nach meinen Blutzuckerwerten gefragt wurde. Ich weiß nur: Es war oft. Der Augenarzt, der Hautarzt, der Zahnarzt, der Neurologe – immer wieder sah man Anhaltspunkte für eine Kontrolle meiner Blutzuckerwerte. Und natürlich ließ ich jedes Mal testen, zumal ich um meine genetische Disposition für Diabetes weiß. Zum Glück war immer alles im Grünen Bereich. Kommentar meiner Hausärztin: Du kannst froh sein, dass du dich richtig ernährst und viel Sport machst, sonst wärst du längst ein Fall für medikamentöse Behandlung. Tut auch mal gut, so was zu hören.

Diabetes kann viele unspezifische Symptome ausbilden, und auf jeden diagnostizierten Fall in Deutschland kommt ungefähr ein nicht diagnostizierter. Statista meldet insgesamt 9,5 Mio an Diabetes (Typ I und II) erkrankte Bundesbürger, von denen 4,5 Mio gar nicht wissen, dass sie erkrankt sind (Stand 2019). Die Zahl der Unwissenden wird auf Basis mathematischer Modelle hochgerechnet, und auch wegen dieser immens hohen Zahl weisen viele Ärzte ihre Patentienten auf Abklärung ihres Blutzuckerspiegels hin, sobald sie auf Symptome stoßen, die mit Diabetes in Zusammenhang stehen könnten.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie ist das Wissen um die hohe Zahl unwissentlich Erkrankter erst recht ein ernstes Problem, da Diabetes-Patienten bei Covid-19-Infektionen zu den besonders gefährdeten Personen zählen. Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Nantes ist die Gefahr für einen schweren Verlauf bei Diabetikern signifikant erhöht. Wer aber gar nicht weiß, dass er gefährdet ist, verhält sich möglicherweise auch nicht so vorsichtig wie es angebracht wäre. Tückisch.

Im Rahmen der 14. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die am kommenden Wochenende stattfindet, berichten Experten auch über die neuesten Erkenntnisse in Sachen Diabetes-Prävention. Abgesehen von ausreichend Sport und Bewegung ist die Ernährung ein zweiter wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Kampf gegen die Krankheit.

Aktuelle Studien legen nahe, dass zwei Diät-Modelle Erfolg versprechen: Low-Carb und traditionell-mediterrane Diät. „Aber was gut ist, muss nicht jedem gut schmecken“, erläutert Professor Dr. med. Diana Rubin, Chefärztin und Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin am Vivantes Klinikum Spandau und Humboldt-Klinikum Berlin. So komme die mediterrane Diät bei Nordeuropäern oft nicht gut an. Deshalb empfiehlt sie, Gerichte und Inhaltsstoffe regionaltypisch abzuwandeln. Auch haben Fleischesser wenig Interesse daran, plötzlich vegetarisch zu leben. „Dem müssen wir Rechnung tragen und den Speiseplan für alle Zielgruppen entsprechend attraktiv gestalten“, sagt sie.

„Neben dem reinen Kaloriengehalt entstehen die protektiven Effekte vor allem über die einzelnen Lebensmittelinhaltstoffe. Beispielsweise ist die Qualität der Kohlenhydrate und Fette entscheidend“, sagt Rubin, die Gesundheitsprävention auch als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht. So sei die Lebensmittelindustrie gefragt, wenn es um qualitativ hochwertige und gesunde Inhaltsstoffe ihrer Produkte geht. Dies sei nur über eine verpflichtende und eindeutige Kennzeichnung kritischer Nährstoffe, eine verpflichtende Reformulierung kritischer Lebensmittel bis hin zu Werbeverboten zu erreichen.

Das sind klare Botschaften, die Unterstützung verdienen. Wobei ich an dieser Stelle einwenden möchte, dass man den Produkten der Lebensmittelindustrie nicht hilflos ausgesetzt ist. Gesunde Ernährung wie ich sie verstehe, setzt nämlich nicht auf hochverarbeitete Lebensmittel, sondern auf möglichst unverarbeitete Grundprodukte, frisch, saisonal und möglichst aus der Region. Damit hat man schon einen wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche Prävention gelegt. Wer darüber Sport und Bewegung nicht vergisst, ist bestens gerüstet. Das wichtigste aber ist: Man sollte das alles nicht nur versuchen, sondern wirklich machen.

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Montag, 19. Oktober 2020

Alternative Fleischproduktion: Man nehme ein paar Mikroben und eine Portion Luft.

Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll, daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll. Ja, mir fiel ausgerechnet Goethe ein, als ich neulich in der Wirtschaftswoche auf einen lesenswerten Artikel des Kollegen Andreas Menn stieß, der sich mit alternativer Fleischproduktion und einem Projekt des US-amerikanischen Startups Nature’s Fynd befasst, ‘a food company for optimists’ wie es auf deren Webseite heißt. Klingt es nicht wie ein Spuk, wenn Wissenschaftler aus Luft und Mikroben fleischähnliche Substanzen herstellen wollen?

Das Thema alternative Fleischproduktion ist immer heißer geworden in den letzten Jahren, so wie die Temperaturen auf unserem Planeten. Wir wissen längst, dass Massentierhaltung einen gewichtigen Teil zur weltweiten Klimabelastung durch Treibhausgase beiträgt, und schon lange arbeiten Forscher in aller Welt an Möglichkeiten zur Herstellung von künstlichem Fleisch, der kompottsurfer berichtete erstmals 2008 darüber.

Wenn wir es rein rechnerisch angingen, könnten wir unsere Ernährungsumstellung so kalkulieren, dass wir bestmögliche Wirkung aufs Klima erzielen. Aber die Menschen essen nun mal nicht gerne mit dem Taschenrechner, das klappt schon beim Kalorien reduzieren diverser Diäten eher schlecht. Wobei hier immerhin noch der persönliche Erfolg tagtäglich auf der Personenwaage abgelesen werden kann, und an der Bundweite der Hose. Klima ist aber viel weiter weg als die eigene Hose und der persönliche Beitrag zum erfolgreichen Kampf gegen die Erderwärmung unmittelbar nicht zu spüren.

Wir müssen da also mit dem Kopf ran. Und der ist auch bei der Vorstellung gefordert, in ein saftiges Filet vom Mikrobenhuhn zu beißen. Können Sie sich nicht vorstellen? Dann geht es Ihnen wie mir. Allerdings konnte ich mir Ende der 1980er Jahre auch nicht vorstellen, eines Tages ganz selbstverständlich meinen Riesling aus Flaschen mit Schraubverschluss zu trinken. Nein, natürlich nicht direkt aus der Flasche, nur damit keine Missverständnisse aufkommen.

Von ein paar besonderen Rotweinen abgesehen, liegen kaum noch Weine mit Korkverschluss in meinem Weinregal. So sehr ich mit den Schraubern zunächst fremdelte, so sehr freut mich heute der Umstand, kaum noch an einen Wein mit Trichloressigsäure (TCA) zu geraten, dem berüchtigten Korkschmecker. Was aber müsste passieren, damit ich genauso lustvoll in künstlich hergestelltes Fleisch beiße, wie ich Wein aus Schraubverschlussflaschen trinke? Auf jeden Fall müssten Aromen und Textur dem echten Fleisch sehr nahe kommen. Das Kaugefühl von Fleisch, in Verbindung mit den Röstaromen, die beim Braten entstehen, machen für mich den wesentlichen Teil des Genusserlebnisses aus.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es mithilfe von Mikroben oder Pflanzenproteinen (der kompottsurfer berichtete hier) auf absehbare Zeit möglich sein wird, Pseudofleisch zu generieren, das auch nur in die Nähe des ursprünglichen Geschmacks von Fleisch kommt. Eher sehe ich im Züchten von Fleisch auf Basis echter Fleischzellen einen Weg, irgendwann einmal schmackhaftes Fleisch zu produzieren, ohne dass Natur und Tierwelt dafür leiden müssen.

Was aber tun bis dahin? Ich habe meinen Fleischkonsum auf etwa zweimal wöchentlich reduziert, verzichte auf Ware aus Massentierhaltung und favorisiere Wild bzw. Freilandrind und -schwein in Bioqualität.

Und was hätte Goethe zu all’ dem gesagt und geschrieben, während er mit einer Schmalzstulle auf der Faust durch seine Kemenate schritt, um sich einen Reim darauf zu machen? Vielleicht was in diese Richtung*:

Da hatte ich ein Schwein zur Mast,
Er war mir keinesfalls nur Last;

Ich wollt nur mein gewöhnlich Essen,
Hab mich daran pumpsatt gefressen,

Statt dessen nun ein Pflanzentier?
Befriedigt nicht die kleinste Gier;

Und doch muss ich hier räsonieren
das Tier gilt es zu respektieren;

Dann Krautsalat mal ohne Speck
so geht der dicke Bauch auch weg.

* enthält Zeilen aus Goethes “Rezensent”

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Montag, 05. Oktober 2020

Eating the Gap – Ernährung zwischen Überfluss und Hunger: Spitzenköche und Produzenten wollen Wandel einleiten

Unser Ernährungssystem ist zusammengebrochen! So drastisch formulieren es die Veranstalter der internationalen Ernährungskonferenz Eating the Gap, die am 16. November 2020 im belgischen Gent stattfinden wird. Angesichts voller Supermarktregale und Frischetheken mag der Begriff Zusammenbruch übertrieben sein, aber dass wir darauf zusteuern, können wir kaum wegdiskutieren. Die Lücke zwischen Überfluss und Hunger in der Welt ist offensichtlich, und aufmerksame Zeitgenossen wissen nicht erst seit den Corona-Ausbrüchen in zahlreichen Großschlachtereien, welche erschreckenden Ausmaße Fleischproduktion samt Massentierhaltung in den letzten Jahrzehnten erreicht haben und unter welchen Bedingungen das alles passiert. Auch an anderen Stellen sind dringend Lösungen gefragt, zum Beispiel, wenn es um den Beifang in der Fischerei geht, der tonnenweise und verendet im Meer verklappt wird.

Auch wenn es uns nicht gefällt: Wir, die Konsumenten, haben erheblichen Anteil an dieser gefährlichen Entwicklung. Gefährlich deshalb, weil wir die Nahrungsmittel-Ressourcen für uns und nachfolgende Generationen aufs Spiel setzen. Und weil, wie das Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz berechnet hat, “die Ernährung jährlich mit rund 1,75 Tonnen an klimarelevanten Emissionen pro Person zu den Treibhausgasemissionen durch privaten Konsum” beiträgt und damit “fast in derselben Größenordnung wie bei den Emissionen durch Mobilität in Deutschland” liegt. Womit wir wieder bei der Diskussion um eine CO₂-Kennzeichnung für Lebensmittel wären (der kompottsurfer berichtete darüber hier). Eine Überlegung, die man im Blick behalten sollte, wie ich finde.

Was mich persönlich – nach der Massentierhaltung – am meisten schockiert, sind Geringschätzung und Gedankenlosigkeit vieler Konsumenten, wenn es ums Essen geht. Über 80 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr in den Müll. Kein Wunder, mancher Leute Kühlschränke sind vollgepackt, als gelte es, eine 8-köpfige Familie zu versorgen, selbst wenn nur ein Pärchen und ein Mops zum Haushalt gehören. Alle paar Wochen, wenn wirklich nix mehr in die Ablagefächer passt, wird dann ausgemistet. Und reichlich Zeug mit ablaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) landet im Müll. Wobei abgelaufene MHDs noch längst nicht bedeuten, dass die Ware ungenießbar ist.

In Supermärkten und bei Discountern läuft es zumeist nicht anders als in Privathaushalten. Wenn das MHD abgelaufen ist und die Ware zum reduzierten Preis nicht verkauft werden konnte, landet das Zeug im Container. Und wenn jemand was da rausfischen will, landet er möglicherweise auf der Anklagebank. Verrückte Welt. Sogar das Bundesverfassungsgericht hat sich kürzlich mit der Thematik befasst. Es galt hier, juristische Tatbestände von Eigentumsdelikten beim Containern und Fragen des Gemeinwohlbelangs in Zusammenhang mit Lebensmittelverschwendung abzuwägen. Weil das Gericht keine ausreichende verfassungsrechtliche Bedeutung in der Beschwerdestellung erkennen konnte, wurde der Antrag zweier Studentinnen aus Oberbayern nicht zur Entscheidung zugelassen. Sie waren zuvor von einem Amtsgericht zum Ableisten von Sozialstunden wegen Diebstahls verurteilt worden.

Jetzt wird viel darüber diskutiert, ob Containern entkriminalisiert werden soll, aber meines Erachtens zäumt man das Pferd damit von hinten auf. Betriebe, die mit Lebensmitteln handeln, sollten in der Pflicht sein, Resteverwertung zu ermöglichen. Sei es in Kooperation mit Initiativen wie Die Tafel oder auf andere Weise. Nur so bekommt man in die Köpfe, dass Nahrungsmittel wertvoll sind. Wenn uns Verpackungen wertvoll genug für Recycling sind, sollten uns Nahrungsmittel erst recht wertvoll genug sein, sie nicht einfach in die Tonne zu kloppen.

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Montag, 07. September 2020

Der gute alte Honig: Hilft gegen Husten und zaubert Aromenharmonie herbei.

Können Sie sich noch an die Erkältungen Ihrer Kindheit erinnern? Ich weiß noch, wie ich da mit verstopfter Nase und Fieber im Bett lag und Hörspielen von Die drei ??? lauschte. Und wie meine Eltern mir heiße Honigmilch gegen meine fiesen Hustenattacken einflößten. Schon der Gedanke an das Zeug ließ mich würgen, weshalb ich mich damals mühte, jeden Hustenreiz zu unterdrücken. Auf dass der Kelch des Zaubertranks an mir vorübergehe. Denn weder mochte ich Milch, noch Honig. Als mir meine geschätzte Hausärztin Jahrzehnte später erzählte, dass die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) vom Konsum aller Milcherzeugnisse während einer Erkältung abrät, weil es  – nach deren Auffassung – die Schleimbildung fördert und die Heilung behindert, fühlte ich mich in meiner Abneigung bestätigt. Wohl wissend, dass die Studienlage zu diesem Thema dünn und für meinen Geschmack wenig aussagekräftig ist. Man glaubt halt gerne, was man glauben will.

Etwas besser erforscht ist die Wirksamkeit von Honig gegen Husten. Vor wenigen Wochen erschien dazu eine Meta-Studie in einem Fachblatt für Evidenzbasierte Medizin (BMJ Journals). Dafür werteten Wissenschaftler der Oxford University Medical School (UK) 14 randomisierte Studien mit insgesamt 1345 Probanden aus. Und sehen Anhaltspunkte dafür, dass Honig die Hustenhäufigkeit und den Schweregrad des Hustens vermindern und eine kostengünstige Alternative zu Antibiotika sein kann. Honig könnte dazu beitragen, so die Autoren, die Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen zu verlangsamen. Um all’ diese Effekte noch besser und sicherer einschätzen zu können, seien allerdings weitere hochwertige, placebokontrollierte Studien erforderlich.

Schon in antiken Schriften ist vom Honig die Rede, wobei damit vermutlich Dattelhonig gemeint gewesen ist, der im Vergleich zum kostbaren Bienenhonig leicht selbst herzustellen war. Imkerei soll es gleichwohl auch schon weit vor unserer Zeitrechnung gegeben haben. So fanden Wissenschaftler der Hebrew University of Jerusalem bei Ausgrabungen im Jordantal 3.000 Jahre alte Tonzylinder, die eindeutig als Bienenstöcke identifiziert werden konnten. Wer mehr darüber wissen möchte, kann die Untersuchungsergebnisse hier nachlesen.

Honig ist schon länger ein Kulturgut als Wein, und das soll was heißen. Seine kulinarische Bedeutung erscheint mir aktuell etwas in Vergessenheit geraten zu sein, dabei enthält Honig eine stattliche Anzahl aroma-aktiver Verbindungen. Über 600 davon sind bereits entschlüsselt. Einfluss auf das Aroma haben die geographische Lage, die Bienenart, die Herkunft des Nektars, Mikro-Organismen, und der Anteil Honigtau, den Bienen gelegentlich auch einsammeln, wenn sie in Waldgebieten umherschwirren. Verarbeitung und Alter wirken ebenfalls auf das Aroma ein. Was nahezu alle Honigsorten eint, sind Noten, die an Vanille, Karamell und Butter erinnern, sowie eine dezente säuerliche Note, für deren Erkennen man allerdings schon genau hinschmecken muss. Marta Szumiata von der Kulinarischen Universität Warschau hat dazu einen lesenswerten Beitrag auf foodpairing.com verfasst. Dort verrät sie, dass Blütenhonig von Buchweizen malzige Noten aufweist, Kastanie blumig wirkt und Linde Untertöne von Minze, Thymian, Oregano und Estragon aufweist. Lavendelhonig enthält dagegen Aromaverbindungen, die Noten von Kräuter- und Zitrusfrüchte erkennen lassen. Welche Bedeutung die Arbeit der Bienen auf das Aroma des Honigs hat, erläutert Marta am Beispiel von Rapshonig, wo die Rosennote im Nektar sehr intensiv, in der Blüte jedoch kaum zu bemerken ist. Rapshonig enthält auch würzige Konponenten wie Nelke und Anis, sowie dezente Röstnoten.

Honig hat also viel mehr zu bieten als nur Erkältungsbeschwerden lindern oder Speisen süßen. Wer die unterschiedlichen Aromenprofile der vielen Honigarten geschickt zu nutzen versteht, kann so mancher Zubereitung einen überraschenden Kick verleihen. Probieren Sie es aus.

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Dienstag, 01. September 2020

Industrieller Gemüseanbau im Regal: die Zukunft regionaler Versorgung?

“So geht das”, titelte der stern vorletzte Woche. Das Thema: Der neue Boom von nachhaltig und regional erzeugtem Gemüse. In der Geschichte erzählt die geschätzte Kollegin Frauke Hunfeld von start ups in Deutschland, die auf sehr unterschiedliche Weise eine regionale Versorgung fördern und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Weg von den langen Transportwegen, von Ressourcen verschlingenden Plantagen, die Unmengen Wasser und Strom verbrauchen, hin zu verantwortungsvollen, umweltfreundlichen Lösungen. Wie das ganz im Kleinen aussehen kann, darüber hat der kompottsurfer in der Vergangenheit immer mal wieder berichtet, zum Beispiel hier und hier.

Wenn von Regionalität im Zusammenhang mit Lebensmitteln die Rede ist, muss aber zunächst die Frage geklärt sein: Was kennzeichnet Regionalität? Für mich sind dabei folgende Aspekte von Bedeutung:

1. Anbau autochtoner (regional urwüchsiger) Gemüse- und Obstsorten
2. Ackerböden mit ortsspezifischer Bodenstruktur
3. Mikroklima
4. Verarbeitung vor Ort
5. regionaler Vertrieb

Ich halte es allerdings für nicht realisierbar,  Metropolen wie das Ruhrgebiet eines Tages komplett aus regional angebauten Erzeugnissen von Bauern, Kleingärtnern und privaten Anbaukooperativen versorgen zu können. Weshalb man sich durchaus mit Alternativlösungen befassen sollte, wie sie zum Beispiel das Berliner start up infarm entwickelt hat. Das Unternehmen macht sozusagen Smart Gardening in groß, angelegt als industrielles Konzept. Wobei ich bei der Gelegenheit klarstellen möchte, dass der Begriff Industrie in Zusammenhang mit Nahrungsmitteln nicht zwingend negativen Beigeschmack haben muss. Auch jede vorbildliche Biomilch-Produktion durchläuft einen industriellen Prozess, gleiches gilt für Käse, Wein, Bier. Man muss also schon anders hinschauen, um qualitative Unterschiede auszumachen.

Mehr als 100 Millionen Euro hat infarm Medienberichten zufolge bereits an Investorenkapital einsammeln können. Sogar Spitzenköche wie Tim Raue kooperieren mit dem Unternehmen, nutzen deren Technologie, um Kräuter in ihrer Restaurantküche wachsen zu lassen. Man braucht weder Erde, noch Sonne oder Regen, und dem Traditionalisten in mir kommt das gespenstisch vor. Auf der anderen Seite fasziniert mich High Tech, und der Öko in mir ist der Ansicht, dass es auf Dauer nicht so weitergehen darf mit unserer Art Nahrungsmittel herzustellen, Prinzip Nach-mir-die-Sintflut. Deshalb bin ich Ideen wie denen von infarm gegenüber aufgeschlossen. Außerdem will ich im Rentenalter noch mal für ein paar Jahre auf dem Mars leben, und da will ich ja nicht verhungern. Vielleicht baut mir die Fiege-Brauerei noch eine Smart-Brewing-Appartur, damit ich wenigstens leckeres Pils habe, da draußen.

Ganz so neu ist die Idee der industriellen Herstellung von Lebensmittel-Grundprodukten übrigens nicht. Schon seit Jahrzehnten wird unser Bedarf an Champignons aus Zuchtfarmen gedeckt, wobei diese “Kulturpilze” noch Erde brauchen. Wenn man über Ludwig XIV irgendetwas Positives sagen will, dann vielleicht, dass er dabei half, den Zucht-Champignon in der Landwirtschaft zu etablieren. Bis zu den Zuchtfarmen hat es dann ungefähr 300 Jahre gebraucht, so lange wird es – da lege ich mich fest – fürs Etablieren einer weitreichenden Gemüseproduktion aus der Röhre nicht brauchen. Falls es doch so lange dauert, muss ich auf dem Mars wohl verhungern. Und das kann ja keiner wollen.

Realistisch betrachtet, könnte uns ein Mix aus traditioneller und digitaler Lebensmittelproduktion weiterhelfen. Zumal viele von uns – mich eingeschlossen – nicht auf traditionell hergestelltes Gemüse und Obst verzichten wollen. Ich bin sicher, Faktoren wie Boden, Sonne, Mikroklima und regionaltypische Sorten haben einen so großen Einfluß auf die Aromenvielfalt der Produkte, dass auf absehbare Zeit kein standardisiertes Verfahren Ähnliches hervorbringen kann. Als Genussmensch kann ich nicht darüber hinweg essen. Aber eine Tomate aus der Röhre würde ich – der Umwelt zuliebe – ihrem Pendant aus spanischen Gewächshäusern vorziehen, wenn ich, außerhalb der Saison, mal welche verarbeiten will. Und so viel schlechter werden die sicher auch nicht schmecken.

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Sonntag, 23. August 2020

Was haben Pfannen auf der Pfanne?

Nichts. Sagt der Streber. Er sieht nur die sprichwörtliche Seite der Frage und verweist staubtrocken auf die Herkunft der Redewendung. Die stammt nämlich nicht aus der Küche, sondern aus der ersten Zeit der Handfeuerwaffen, als Gewehre noch Pulverpfannen hatten, Ausbuchtungen in denen sich das Pulver befand, das zum Auslösen von Schüssen benötigt wurde. Wer etwas auf der Pfanne hatte, war schießbereit.

Was haben Pfannen auf der Pfanne? Kommt drauf an, sagt der Koch. Ist es eine Pfanne aus Eisen oder aus Edelstahl? Ist sie mit Keramik oder Teflon beschichtet? Als ich neulich an einem lauen Sommerabend mit Freunden auf der Terrasse einer Ferienwohnung saß und das Essen serviert hatte, monierte ich die Qualität der Pfannen, die in der Küche unserer Bleibe zur Verfügung standen. Für gewöhnlich pflege ich zwar meine Kochmesser mit in den Urlaub zu nehmen – so denn Selbstkochen zum Programm gehört – aber keine Pfannen. Das hatte sich gerächt. In den Dingern klebte das Bratgut übel fest. Und natürlich war die Pfanne schuld und nicht der Typ, der sie benutzt hat.

So landete unser Gespräch am Esstisch bei der Qualität von Bratpfannen. Und ich erwähnte nebenbei, dass ich gedenke, mir alsbald eine klassische Eisenpfanne zuzulegen, die mir noch fehle im Sortiment. Wenige Wochen später hatte ich Geburtstag, und was stand plötzlich auf dem Gabentisch? Genau, eine schmiedeeiserne Pfanne der Manufaktur Turk aus dem Sauerland. Nun ist so eine Eisenpfanne nichts für Leute, die es einfach haben möchten und das Ding gleich in Betrieb nehmen wollen. Denn eine Eisenpfanne muss eingebrannt werden, ein Procedere, das an Aufwand ikeaesken Regalmontagen kaum nachsteht. Aber keine Sorge, ich werde mich dazu nicht länger auslassen, das können die Leute von Pfannenhelden viel gescheiter erläutern, die auch noch jede Menge Anschaffungstipps zu Bratpfannen aus anderen Materialien parat haben.

Was ich allerdings zum Besten geben möchte, sind ein paar Alltagserfahrungen mit meinen Pfannen. Niemals, wirklich niemals, sollte man mit scharfkantigen Pfannenwendern zu Werke gehen, wenn man es mit Teflonpfannen zu tun hat. Und zum Säubern sind Scheuerschwämme tabu. Ratzfatzkratz ist die Beschichtung demoliert, und aus dem Antihaft-Wunder wird ein widerspenstiges Gerät, das dich in den Wahnsinn treiben kann, weil jegliches Bratgut festbackt. Wer gar mit Kochmessern in Teflonpfannen hantiert, sollte zur Strafe zu einem Jahr täglich Küchenboden schrubben verdonnert werden. So macht man nicht nur die Beschichtung kaputt, sondern das Messer gleich mit.

Ich gehöre übrigens nicht zu den Dogmatikern, die bestimmte Pfannentypen nur für bestimmtes Bratgut vorsehen. Von wegen Bratkartoffeln müssen aus der Eisenpfanne kommen, sonst werden die nix – Unsinn. Entscheidend ist die richtige Temperatur beim Anbraten, geeignetes Fett, Geduld und Erfahrung. Und kein Olivenöl benutzen, wenn Sie etwas scharf anbraten wollen. Sobald das Olivenöl den Rauchpunkt erreicht hat, bilden sich gesundheitsschädliche Stoffe, die man sich besser nicht antut. Für hohe Temperaturen am besten Butterschmalz oder Sonnenblumenkernöl verwenden.

Früher habe ich oft den Fehler gemacht, zu schnell das Bratgut vom Pfannenboden (Edelstahlpfanne) lösen zu wollen, aus Sorge, das Fleisch, die Kartoffeln oder Pfannkuchen könnten anbrennen. Wenn man aber – Fleisch zum Kurzbraten mal ausgenommen – mit Augenmaß und vor allem Aufmerksamkeit zu Werke geht und dem Bratgut etwas Zeit gibt, Farbe anzunehmen, passiert das nicht. In einer unzerkratzten Teflon- oder Keramikpfanne  ohnehin nicht. Ich traue übrigens keinem Werbeversprechen mehr, wonach Keramikpfannen kratzfest seien. Meine Erfahrung zeigt: Sie mögen kratzfester sein als Teflonpfannen, aber absolut kratzfest sicher nicht.

Für die Zubereitung von Pfannkuchen und Omeletts empfehlen sich Pfannen mit einem niedrigen, nicht allzu steilen Rand. Das erleichtert das Umdrehen durch Hochwerfen ungemein.

So, und jetzt widme ich mich wieder meiner Eisenpfanne, die den ersten Durchgang Einbrennen hinter sich hat.

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Sonntag, 16. August 2020

Macht Kaffeetrinken kreativ? Neue Studie liefert interessante Einsichten.

Und? Wieviel Liter Kaffee, Espresso, Cappucino trinken Sie so am Tag? Ich erinnere mich schemenhaft an Zeiten, wo ich im Redaktionsbüro gut und gerne 1,5 Liter Filterkaffee am Tag weggesoffen habe. Ja, gesoffen. Trinken und genießen konnte man das nicht nennen. Zu meiner Verteidigung bleibt nur zu sagen, dass ich damit eher am unteren Rand der Konsumskala lag. Es gab Kolleginnen und Kollegen, die wären bei meiner Menge wegen akuter Unterkoffeinierung kaum arbeitsfähig gewesen. Zumindest waren sie selbst davon überzeugt. Wie auch immer, wir haben damals felsenfest daran geglaubt, zu wenig Kaffee raubte uns Kreativpotential.

Ein Team der Universitäten Arkansas und North Carolina veröffentlichte nun kürzlich eine Studie in der erstmals Untersuchungen über die Auswirkungen von Koffeinkonsum auf die Kreativität beschrieben werden. Darya Zabelina, Professorin für Psychologie und Hauptautorin der Studie schreibt dazu: “In westlichen Kulturen ist Koffein stereotyp mit kreativen Berufen und Lebensstilen verbunden – von Schriftstellern und ihrem Kaffee bis hin zu Programmierern und ihren Energiegetränken, und diese Stereotypen enthalten mehr als nur einen Kern der Wahrheit.”

Anlass für die Studie war für die Autorin der Umstand, dass Koffein das weltweit am häufigsten konsumierte Psychopharmakon ist. So dokumentieren zahlreiche Studien zwar die Auswirkungen von Koffein auf Wachsamkeit, Stimmung, Konzentration und Aufmerksamkeit, aber inwieweit es auf das kreative Denken Einfluss nimmt, war unbekannt. In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblind-Studie untersuchte man deshalb bei den Probanden die Auswirkungen eines moderaten Koffeinkonsums auf die kreative Problemlösung (konvergentes Denken) und die kreative Ideengenerierung (divergentes Denken), orientiert an wissenschaftlich gängigen Maßstäben. Und fand heraus, dass Teilnehmer, die 200 mg Koffein (in Pillenform) konsumierten, im Vergleich zu den Placebo-Probanden, eine signifikant verbesserte Fähigkeiten zur Problemlösung zeigten. Auf Ideengenerierung und Arbeitsgedächtnis hatte der Konsum jedoch keinen Effekt. Allerdings wirkte sich das Koffein positiv auf die Stimmung aus. So gaben die Probanden an, sich weniger traurig gefühlt zu haben.

So interessant die Ergebnisse in Bezug auf den reinen Wirkstoff Koffein auch sind – mich hätte viel mehr interessiert, welchen Effekt koffeinierter Kaffee hat, ganz besonders auch im Vergleich zur Pille. Denn für mich persönlich ist die sinnliche Komponente des Kaffeekonsums nicht von der psychologischen Wirkung zu trennen. Zumal die Wissenschaft schon längst herausgefunden hat, dass allein schon der Duft von Kaffee einen Wachmachereffekt hat. Vielleicht macht der Duft auch kreativ? Frau Zabelina, übernehmen Sie!

Und jetzt ist’s höchste Zeit für einen Cappucino. Die Tasse (mit einem doppelten Espresso zubereitet) dürfte etwa 60 mg Koffein enthalten. Ich sollte wohl mal meinen Konsum von zwei auf drei erhöhen – bei meiner kreativen Problemlösungsfähigkeit ist aktuell nämlich noch reichlich Luft nach oben.

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