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Dienstag, 28. Mai 2019

Studie: Warum Fertigessen Übergewicht verursachen kann.

Erst neulich hat der kompottsurfer wieder über die Lebensmittelampel berichtet. Eine Endlosdebatte, die auch durch neue Untersuchungsergebnisse so oft angefüttert wird. Nun veröffentlichte eine Gruppe Wissenschaftler aus dem National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (Bethesda, USA) eine Studie, die den Zusammenhang zwischen dem Konsum hochverarbeiteter Nahrungsmittel und Gewichtszunahme untersucht hat. Dazu wurden zwanzig gewichtsstabile und gesunde Erwachsene im Alter zwischen 29 und 33 Jahren mit einem BMI von 25 bis 29 in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekam stationär eine 2-Wochen-Diät verabreicht. Während die eine Gruppe viermal täglich mit verschiedenen hochverabeiteten Lebensmitteln versorgt wurde, stand der anderen Gruppe genauso oft frische und unverabeitete Kost zur Verfügung. Gegessen durfte, hier wie dort, so viel wie der einzelne Proband essen mochte. Nach zwei Wochen wurde getauscht.

Alle Mahlzeiten beider Gruppen wurden auf Kalorien, Energiedichte, Makronährstoffe, Zucker, Natrium und Ballaststoffe vergleichbar abgestimmt. Die Probanden wurden angewiesen, so viel oder so wenig wie gewünscht zu konsumieren. Ergebnis: In den zwei Wochen Ernährung mit verarbeiteter Kost legten beide Gruppen an Gewicht und Körperfettanteil zu. Interessant ist aber noch ein anderer Aspekt: Man fragte bei den Probanden auch immer den Hungerzustand vor und das Sättigungsgefühl sowie die Zufriedenheit nach den Mahlzeiten ab. In diesem Punkt gab es in beiden Gruppen keine nennenswerten Unterschiede. Sehr wohl aber bei der zugeführten Kalorienmenge. Es sieht also so aus, als ob hochverarbeitete Lebensmittel in größerer Menge konsumiert werden müssen, um das gleiche Sättigungsgefühl und die gleiche Zufriedenheit zu erreichen wie mit dem Konsum unverarbeiteter Kost.

Was heißt das, wenn wir über die Lebensmittelampel nachdenken? Inhaltsstoffe wie Kohlenhydrate, Zucker, Salz und Fett geben nur bedingt Aufschluss über mögliche Gefahren einer Fehlernährung. Der Verarbeitungsgrad scheint – zumindest, wenn man den Ergebnissen dieser Studie folgt – ein viel wichtigerer Schlüssel zu einer individuell angemessenen Ernährung zu sein. Aber Hinweise in dieser Richtung auf Verpackungen dürften sich noch viel schwieriger durchsetzen lassen als reine Nährstoffangaben – weil es hier ums Eingemachte der großen Lebensmittelindustrie geht.

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Sonntag, 18. März 2018

Ach du dickes Überraschungsei: Studie widerlegt Zusammenhang zwischen Übergewicht und Süßwarenkonsum bei Kindern.

Da muss der gesundheitsbewusste Leser zweimal hingucken, bevor er’s glauben kann: Ein Forscherteam der Universität Melbourne hat im Rahmen einer belastbaren Metastudie, die insgesamt 19 Studien mit über 170.000 Teilnehmern auswertete, herausgefunden, dass es eine umgekehrte Kausalität zwischen Süßigkeitenkonsum und Übergewicht bei Kindern gibt. Die gierigsten Naschkatzen hatten tatsächlich ein um 18% niedrigeres Risiko übergewichtig zu werden als die zurückhaltenden Kinder aus den Kontrollgruppen. Wie kann das sein?

Nun wurde ja gerade erst in einer Untersuchung die angebliche herzschützende Wirkung von leichtem Übergewicht als höchst fragwürdig entlarvt, was mir vom Bauchgefühl her schon lange klar war. Insofern ist es sicher nicht verkehrt, auch der australischen Studie eine kleine Portion Skepsis entgegenzubringen.

Ganz unwissenschaftlich aus meinem privaten Nähkästchen geplaudert, muss ich eingestehen, als Kind Umengen Süßigkeiten vertilgt zu haben. Und ich hatte trotzdem kaum ein Gramm Fett am Leib. Allerdings kam ich auch auf ein wöchentliches Sportprogramm von 7-10 Stunden. Und das wiederum passt perfekt zu den Aussagen von Wissenschaftlern aus Medizin und Ernährungsforschung, die mit Abstand wichtigste Waffe gegen Krankheiten und Übergewicht sei nicht die richtige Ernährung sondern Bewegung, was zahlreiche Metastudien belegten.

Leider konnte ich in der Melbourner Untersuchung bisher keine Aussagen über die körperliche Aktivität der unterschiedlichen Süßwarenfraktionen finden. Vielleicht liegt da schon eine Erklärung: Die Vielvertilger bewegen sich einfach mehr?

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Montag, 08. Januar 2018

Ernährung in der Medienfalle: Warum die kritische Betrachtung von Diäten so tückisch ist.

Als informationsüberfütterter Mitbürger überfällt mich zu Jahresbeginn regelmäßig Würgereiz. Das liegt an der Unmenge Beiträge, die zum Thema Diäten, Abnehmen und schlank werden publiziert werden. Früher war das noch auf Print, TV und Radio beschränkt, aber im Internetzeitater ziehen auch die Online-Magazine mit.

Die Tücken des Themas liegen in der Scheinheiligkeit einer vermeintlich kritischen Betrachtung. Da werden normierte, nicht individualisierte Diäten als Scharlatanerie entlarvt, weil eben jeder Mensch Nahrungsmittel unterschiedlich verstoffwechselt, aber zugleich wird unterschwellig die Aufforderung zum Schlankwerden aufrecht erhalten. Richtig schlank werden, gesund fasten, klug die Traumfigur erreichen – das alles könnte man auch als Psychoterror bezeichnen, hochwirksam platziert nach der Völlerei zum Jahresende und zum Start der – meist kurzen – Saison der guten Vorsätze. Zur Sicherheit habe ich gerade noch mal das Grundgesetz und Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland durchgeschaut und darf allen Lesern versichern, dass niemand einer Straftat bezichtigt wird oder gar seine Grundrechte verwirkt (Art. 18), weil er den BMI gesprengt hat.

Ich mag leicht reden haben, weil mir Übergwicht nie schwer zu schaffen gemacht hat, aber ich erlebe den Druck zur Silhouettenoptimierung bei vielen Mitmenschen mit Übergewichtshintergrund. Wobei schon der Begriff Übergewicht reichlich Interpretationsspielraum lässt und zu tragikomischen Vorkommnissen führen kann. So muss ein muskelbepackter Sportler im Staatsdienst damit rechnen, nicht auf Lebenszeit verbeamtet zu werden, weil er die BMI-Messlatte der Behörde reißt, obwohl er topfit ist.

Was also tun, wenn man dieser Tage kaum eine Zeitung aufschlagen oder ein Online-Magazin besuchen kann, ohne unter Gewichtsdruck zu geraten? Ich rate zur Gelassenheit. Wer tatsächlich ein Unwohlsein mit seiner Figur herumträgt, sollte nicht zu Jahresbeginn in reflexartige Handlungsmuster verfallen. Entscheidend ist sowieso der Kopf und nicht, was Magazine nach den Fest- und Fresstagen raten. Die Lösung kommt nicht zu den Menschen, sondern der Mensch muss sich auf die Lösung zubewegen, finde ich. So erwächst aus der Sache am ehesten Nachhaltigkeit. Aber genug kluggeschwätzt. Ich bin wieder raus, weil ich mich gerade im intermittierendem Digitalfasten versuche.

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Dienstag, 03. Januar 2017

Kocht die Jugend ihre Eltern ab? Ministerium stellt Ernährungsreport 2017 vor. Und der gibt Anlass zu Optimismus.

Deutschland, wie es isst – so betitelt das Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft ihren Ernährungsreport 2017. Erinnert entfernt an Köln wie es singt und lacht, aber Anlass zum Lachen bietet der Bericht nicht, es sei denn, man hat vorher ein paar Haschkekse gegessen. Aber nein, geht ja gar nicht, Kekse will nämlich kaum einer mehr backen. Zumindest macht das Ministerium in seinem Bericht auf die mangelnde Bereitschaft der Bundebürger aufmerksam, selbst und frisch Essen zuzubereiten.

Schrieb ich gerade, der Bericht böte keine Erheiterung? Okay, ich muss das revidieren. Vielleicht sind meine Lieblingskekse, die ich gerade zum Espresso knabbere, auch etwas angereichert. Wie auch immer – unter der Überschrift Stimmt’s oder nicht? gibt der Report reichlich Kostfaktisches zum Besten:

1. Mehr Frauen (63 %) als Männer (46 %) bevorzugen die schnelle und einfache Essenszubereitung.
2. Je älter die Deutschen sind, desto häufiger trinken sie täglich Tee oder Kaffee, entsprechend fast alle über 60-Jährigen (97 %)
3. Im Vergleich zu Männern achten Frauen häufiger auf Biosiegel (58 zu 39 %), Fairer-Handel-Siegel (52 zu 35 %) und auch auf Tierwohllabel (52 zu 40 %).
4. Menschen im Westen greifen häufiger täglich zu Süßigkeiten (23%) als Ostdeutsche (11%). Entsprechend stehen Obst und Gemüse im Osten eher auf dem Speiseplan (82 %) als im Westen (73%).
5. Die große Mehrheit hält vegane Lebensmittel auch auf lange Sicht für relevant (71 %). Gleichwohl stehen Zubereitungen mit Fleisch auf Platz 1 der aktuellen Lieblingsgerichte (53%).

Der kompottsurfer kann derartigen Umfragereports kaum etwas abgewinnen. Was um alles in der Welt hilft es dem Verbraucher, wenn er weiß, dass er mit zunehmendem Alter anfälliger für den Konsum von Kaffee und Tee wird? Oder, dass Frauen einfachere Essenszubereitung bevorzugen als Männer? Liegt das vielleicht einfach nur daran, dass Frauen meist diejenigen in der Familie sind, die deutlich häufiger den Kochlöffel schwingen und auch die Zutaten (Stichwort: Biosiegel, Punkt 3) besorgen müssen? Nicht selten neben Beruf und Kindererziehung? Ob die Untersuchung diese Faktoren berücksichtigt hat, wagt der kompottsurfer mal zu bezweifeln. Über das Erhebungsverfahren der Daten erfährt der Leser nämlich herzlich wenig.

Wir lesen auch , dass 89% der Befragten ein Schulfach Ernährung für wünschenswert halten. Wie gut, dass Schulpolitik Ländersache ist. Da muss sich der Bund mit der Umsetzung nicht herumärgern. Gleichwohl stellt der Ernährungsreport auch fest, dass es bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren einen großen Trend zum Kochen gibt. Während sich also die Eltern Ernährungslehre und Kochen als Schulfächer wünschen, steht der Nachwuchs bereits mit Begeisterung am Herd. Macht die Jugend aus der Not eine Tugend? Weil Eltern und Großeltern immer weniger Ahnung davon haben, wie man mit frischen Zutaten etwas Leckeres zubereitet? Komm’ mir jetzt keiner mit “die Eltern haben keine Zeit”. Denn ginge es danach, müssten Schüler, vor allem die vielen G8-Pennäler, einen großen Bogen um den Herd machen. Tun sie aber nicht, wenn man den Umfrageergebnisse zumindest ansatzweise trauen kann. Und dank youtube-Kanälen wie yumtamtam bekommen sie hilfreiche Tipps fürs Zubereiten einfacher Gerichte serviert.

Auch wenn sich am Beispiel Jugendkochtrend mal ein interessanter Aspekt aus dem Umfragesumpf des Ernährungsreports fischen lässt – dem kompottsurfer wären eine dichtere Lebensmittelkontrolle und Erhebungen über Produktqualität lieber als eine Ansammlung von Umfrageergebnissen, die eher für Industrie und Handel von Belang sind als für den Verbraucher.

So, Kekse sind alle. Jetzt wird gekocht.

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Dienstag, 02. Juni 2015

Diabetes und die Frage: Ist gesunde Ernährung eine Sache des Geldbeutels?

Schon bei der Diskussion um einen direkten Zusammenhang zwischen Ernährung und Cholesterinspiegel gibt es mehr Fragen als Antworten, und der kompottsurfer verweist in diesem Zusammenhang immer gerne auf das Buch von Uffe Ravnskov Mythos Cholesterin, weil darin die vermeintliche Gefahrenzone anschaulich hinterfragt wird und der Leser im Anschluss gelassener mit seinen Cholesterinwerten umgehen kann.

Was Diabetes Typ 2 betrifft, zählen Ernährungsfaktoren dagegen durchaus zu den relevanten Ursachen für die Erkrankung. Erst letztens berichtete mir Prof. Dietrich Grönemeyer in einem Gespräch, dass er mit großer Sorge die unter Jugendlichen deutlich zunehmende Erkrankungsrate von Typ-2-Diabetes sieht, früher auch als Altersdiabetes bekannt. Ohne Frage eine besorgniserregende Entwicklung.

Heute erreichte den kompottsurfer nun eine Meldung der Deutschen Diabetes Hilfe, wonach es einen engen Zusammenhang gäbe zwischen Diabetesrisiko und Armut. Nachvollziehbar argumentiert wird da allerdings nicht, sondern lediglich abgeleitet vom unbestreitbar vorhandenem, allgemeinen Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage. Es erinnert ein wenig an die leidige Fahrradhelmdiskussion, wonach die Gegner des Helmtragens mit einer Statistik argumentieren, die besagt, Radfahrer mit Helm verunglückten häufiger als Radfahrer ohne Helm. Dabei ist doch die entscheidende Frage eine andere: Was passiert mir, wenn ich ohne Helm mit dem Kopf irgendwo aufpralle und was, wenn ich beim Aufprall einen Helm trage. Der Helm wird schließlich für den Fall des Fallens aufgesetzt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Prof. Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe argumentiert so: “Während sich Kinder von Eltern mit hoher Schulbildung und hohem Haushaltseinkommen häufiger nach einem gesunden Ernährungsmuster ernähren, essen Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen eher nach einem ‚süßen Schema‘, das viel verarbeitete und hochkalorische Lebensmittel einschließt.” Soweit, so gut, wenn wir mal davon ausgehen, dass es für diese Aussage eine belastbare Datenlage gibt. Was ja, wie der kompottsurfer erst kürzlich berichtete, alles andere als selbstverständlich ist. Trotzdem geht hier einiges durcheinander. Hohe Schulbildung und hohes Haushaltseinkommen müssen nämlich nicht zwingend zusammengehören. Und da wir sowohl wissen, dass die Ausgaben der Bundesbürger für Ernährung nur zwischen 10 und 11 Prozent ihres Einkommens ausmachen, als auch, dass eine Ernährung mit süßen sowie industriell verarbeiteten Lebensmitteln nicht unbedingt billiger ist als frisch zubereitetes Essen, fällt das finanzielle Argument praktisch weg, und es bliebe nur die Frage der Schulbildung. Aber da sich längst nicht jeder gut ausgebildete, gut verdienende Bundesbürger gesund ernährt (ich kenne sogar einige Ärzte, die dringend eine Beratung benötigen würden) kann es das auch nicht sein. Zumal man in anderen Regionen Europas wie zum Beispiel Frankreich oder Italien auch bei der einfachen Landbevölkerung oft vorzüglich und gesund zu Hause bekocht wird.

Also was bleibt? Der kompottsurfer sieht den Grund für die missliche Lage in einem mangelnden Ernährungswissen in Tateinheit mit einer immer noch viel zu geringen Bereitschaft vieler Bundesbürger, einen höheren Anteil ihres Einkommens für gute Ernährung auszugeben. Statt Sky Abo, monströses LCD TV, Designerjeans und neuestes iPhone – wie wär’s mal mit täglich frischer Küche. Und wer jetzt mit fehlender Zeit argumentiert, der darf gerne mal alle Minuten zusammenrechnen, die er allein für sinnlose Kommunikation in den sozialen Medien, zielloser Internetsurferei und den Konsum von kompletten DVD-Staffeln verprasst ;-) .

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Samstag, 11. August 2012

Freiheit oder Fressverbote?

In der Holzausgabe des Spiegel berichtet der geschätzte Kollege Ullrich Fichtner über die Initiative von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, Softdrinks in XXL-Format verbieten zu lassen. Hintergrund: Rund 65 Prozent aller erwachsenen US-Bürger gelten als übergewichtig. Eine tickende Kalorienbombe, die das amerikanische Gesundheitssystem zu sprengen droht, so explosiv entwickeln sich die Kosten durch Folge-Erkrankungen von Übergewicht.

Nun will Bloomberg XXL-Füllungen bei Softdrinks verbieten lassen, um ein Zeichen gegen unkontrollierte Kalorienzufuhr zu setzen. Zugleich begrüßte er aber Amerikas Nationalfeiertag des Donuts, der in den USA am 1. Juni gefeiert wurde. Lassen wir mal die aberwitzige Widersprüchlichkeit von Bloombergs Verhalten Außen vor und stellen uns mal nicht nur die Frage, ob die Verbote tatsächlich etwas bewirken können. Denn es geht um mehr: Freiheit.

Wie stark darf der Staat das Konsumverhalten seiner Bürger einschränken, ohne deren Freiheit zu tangieren? Wo fängt die Freiheit des Einen an, wo hört die des Anderen auf? Bei Zigarettenkonsum fällt die Abgrenzung noch vergleichsweise leicht. Wer raucht und dabei andere mit seinem Qualm belästigt oder sogar auf Dauer schädigen könnte, muss seiner Lust, seinem Laster, wie auch immer, dort frönen, wo er Nichtraucher nicht stört. Nun könnte man auch versuchen, die Logik auf den Konsum von Alkohol anzuwenden. Nach dem Motto, wer Alkohol trinkt, gefährdet den Straßenverkehr, die Kommunikation in der Familie, die Arbeit in der Firma. Wer aber Single ist, dazu Rentner und Alkohol nur Zuhause trinkt und danach nicht vor die Tür geht, der sollte keine direkte Gefährdung für die Allgemeinheit darstellen. Oder?

Aber was ist nun mit den Übergewichtigen? Wen gefährden sie direkt, wenn sie zuviel essen? Tja, da wird die Argumentation schon schwieriger, und deshalb wird das Feld der Folgekosten beackert. Die Kostenexplosion belastet das Gesundheitssystem und deshalb unser aller Freiheit, eventuell weniger Beiträge zahlen zu müssen. So könnte man argumentieren. Ein, zwei Gedanken gesammelt und schon fällt auf, dass man dieses Argument auf Raucher und Trinker ebenfalls anwenden kann. Zusätzlich zu den anderen Argumenten. Risikosportler fielen mir auch noch ein und Leute, die körperliche Aktivität für ein Kapitalverbrechen halten. Wer lange genug sucht, wird bei einem erheblichen Teil unserer Gesellschaft Verhaltensweisen und Konsum entdecken, der relevante gesundheitliche Folgekosten nach sich ziehen könnte.

Aber was ist mit der Freiheit zur Selbstzerstörung? Die sollte doch jeder haben, oder vielleicht doch nicht? Weil nämlich vor jeder Selbstzerstörung der Kostenapparat angeworfen wird, um die Selbstzerstörung hinauszuzögern. Und schon sind wir wieder bei den Krankenversicherungsbeiträgen und dem Argument, dass die Gemeinschaft der Versicherten für das vermeintliche Fehlverhalten der anderen mitbezahlen muss. Wie schwer aber wiegt dieses Fehlverhalten? Wie falsch parken? Wie betrunken Autofahren?

Man könnte dieses Spiel endlos weitertreiben. Am Ende aber ist es eine Frage der Abwägung, wie auf bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen bei Ernährung und Genussmitteln reagiert werden muss. Natürlich sollten Nahrungsmittel verboten werden, wenn sie akut gesundheitsgefährdend sind. Darüber dürfte Einigkeit herrschen. Aber ist EINE XXL-Cola gesundheitsgefährdend? Oder ZWEI XL-Colas? Von allen Möglichkeiten, das Problem des Übergewichts in den Griff zu bekommen, ist die Regulierung von Gebindegrößen nach Ansicht des kompottsurfers die patentiert haarsträubendste Idee.

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Freitag, 08. Juni 2012

Teller des Schreckens: Neunjährige Schottin bloggt über ihr Schulessen.

Ein Beitrag in der Holzausgabe des aktuellen stern machte mich neugierig auf das, was die neunjährige Schülerin Martha Payne aus Schottland Tag für Tag über ihr Schulessen bloggt. Mindestens so eindrucksvoll wie ihre Beschreibungen in ihrem Blog auf NeverSeconds sind ihre dokumentarischen Fotos. Der kompottsurfer weiß, dass Schulessen auch in Deutschland kaum besser aussieht – und schmeckt. An der Schule meines Sohnes zum Beispiel werden die Kinder und Jugendlichen mit dem Kantinenfraß – anders kann man es leider nicht bezeichnen – einer Behörde abgespeist, der in unvertretbaren Maß aus Pommes, Mayonnaise, Wurst und Schnitzel besteht.

Jamie Oliver engagiert sich schon seit vielen Jahren für besseres Schulessen, nicht nur in Großbritannien. Er wird auch nicht müde, seine Botschaft in die Welt zu tragen, wie ein Vortrag in den USA (s. unten) verdeutlicht. Der kompottsurfer kann über die allgemeine Ernährungslage in den USA keine Einschätzung aus erster Hand treffen, für Deutschland aber sehr wohl. Und hier bleibt – allen erfolgreichen Kochsendungen im Fernsehen zum Trotz – der Qualitätsanspruch ans Essen weiterhin bescheiden. Entscheidend ist nach wie vor der Preis.

In Deutschland, so erläuterte es mir einmal Frau Dr. Monika Hartmann, Professorin für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Rheinischen Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn, reagieren die Verbraucher besonders sensibel auf Preisveränderungen bei Lebensmitteln. Entsprechend logisch ist der Preiskampf, den sich die Discounter bei Preisen für Milch, Butter, vor allem aber Fleisch liefern. Obwohl dieser Preiskampf im Grunde nur eines dokumentiert: den Irrweg, den Verbraucher in Tateinheit mit Erzeugern, Industrie und Handel beschritten haben.

Aber zurück zum Schulessen. Frau Prof. Hartmann bestätigte mir, dass es eine inverse Relation von Ernährungswissen und Ernährungsweise von Kindern und Jugendlichen zum Bildungsstand der Eltern gibt. Die Erkenntnis ist schon seit einiger Zeit Gewissheit. Nur passieren tut fast nichts. Ein Ansatzpunkt, gerade Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien zu fördern, und das nicht nur in Hinblick auf eine Verbesserung des Ernährungswissens, wären Ganztagsschulen, sagt Hartmann. Sie böten die Möglichkeit, auch jungen Menschen, bei denen frisches Obst, Salat und Gemüse zuhause nicht oder selten auf dem Speiseplan stehen mit diesen Produkten vertraut zu machen. So weit die Theorie. Nur wenn das Essen dann so aussieht wie bei Martha, dann ist es am Ende natürlich völlig egal, wo es die Schüler in sich reinschaufeln. Was es braucht, ist ein Pflichtfach Ernährung und Kochen in der Schule, findet der kompottsurfer. Unabhängig davon, welche berufliche Richtung die Schülerinnen und Schüler später einschlagen, könnte kein anderes Fach für das spätere Leben eine so hohe praktische Relevanz vorweisen wie das Kochen. An diesem Punkt sollte angesetzt werden.

Ach ja: Die EU hat 2009 ein internationales Schulobstprogramm aufgelegt, das im März 2010 hierzulande gestartet wurde und in NRW vom Lehrstuhl von Frau Prof. Hartmann begleitet wird. Fazit nach zwei Jahren Laufzeit: NRW hatte sich seinerzeit bewusst dazu entschieden, den Erfolg des EU-Schulobstprogramms nicht
an der Gewichtsentwicklung der beteiligten Kinder und Jugendlichen zu messen sondern anhand einer Umfrage. “Bei weit über 100 identifizierten Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Übergewicht sei ein Nachweis der Einflussnahme auf die Gewichtsentwicklung durch Schulobst nicht zu erbringen”, heißt es zur Begründung, die durchaus plausibel erscheint, aber letztendlich mit Vorsicht zu genießen ist, eben weil die Aktion lediglich auf ihre marketingtechnische Wirkung untersucht wurde und nicht auf ihre tatsächliche gesundheitliche, die ja weit mehr umfasst als nur die Entwicklung des Körpergewichts. Immerhin, es wäre ein guter Anfang, wenn in den Köpfen tatsächlich schon etwas passiert ist. Sogar ein wichtiger.

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Donnerstag, 29. Dezember 2011

Nach der Einführung in Frankreich: Cola-Steuer auch in Deutschland sinnvoll?

Wie ich gestern Abend in der digitalen Financial Times Deutschland lesen konnte, hat die geplante Cola-Steuer in Frankreich ihre letzte Hürde genommen. Eine Verfassungsbeschwerde gegen die neue Abgabe wurde von den Richtern abgewiesen. Damit ist der Weg frei für eine Steuer, deren vorgeblicher Zweck die Gesundheitsfürsorge sein soll. In Zeiten hochnotklammer Haushaltskassen wirkt diese hehre Absicht allerdings reichlich unglaubwürdig.

Bereits im Juli dieses Jahres forderte Thomas Danne, Chefarzt der Kinderklinik Hannover, medienwirksam via BILD die Einführung einer Steuer auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland, um Diabetes und Adipositas besser bekämpfen zu können. Diesem Mann ist es abzunehmen, dass er tatsächlich ein Gesundheitsinteresse hat. Und natürlich liegt er mit dem Vorschlag, dass gegen den hohen Zuckerkonsum etwas getan werden muss, auch überhaupt nicht daneben, wie der kompottsurfer findet. Aber muss es die Einführung einer Steuer sein? Und warum der Begriff Cola-Steuer? Warum nicht Nutella-Steuer? Schließlich kann der von diversen Fußballprofis geförderte Nutellakonsum ähnliche Zuckermengen in kariesgeplagte Kindermünder bringen. Von den versteckten Zuckergaben in Ketchup und zahlreichen anderen Lebensmitteln ganz zu schweigen.

Der kompottsurfer findet, dass die Steuer nicht der richtige Ansatz ist, wenn man es mit der Gesundheitsfürsorge ernst meint. Besser wäre es, auf stark zuckerhaltige Genussmittel eine Altersbegrenzung wie beim Alkohol einzuführen. Dann können Kinder vor und nach der Schule  wenigstens nicht mehr unkontrolliert Süßzeug einkaufen und konsumieren.

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Freitag, 23. Dezember 2011

Jetzt mal im Ernst: Wie schmeckt Schuhbecks Hüttengaudi wirklich?

Ganz anders als in der Werbung: Schuhbecks Feines Zweierlei

Im Zusammenhang mit dem Besuch von Spitzenrestaurants wird oft von Schwellenängsten gesprochen, die unroutinierten Besuchern die Einkehr erschweren. Meine Schwellenangst äußerst sich dagegen beim Betreten eines Fastfood Restaurants. Kein Witz. Aber ich wollte nicht länger kneifen und dem von vielen Gourmets kritisierten Engagement des Sternekochs Alfons Schuhbeck bei Mc Donalds einmal konkret nachgehen.

So viel vorweg: Schuhbeck war nicht da. Und der Uli Hoeneß auch nicht. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht, muss ich sagen. Aber vielleicht würde es seine Hüttengaudi-Teil-3- Kreation ja rausreißen. Nun stehe ich da also am Tresen, und die Schwellenangst ist wieder da. Mit welcher Souveränität die Jugendlichen vor mir ihre Bestellungen aufgeben – Hut ab. Kleines Menü, großes Menü, Ketchup, Majo, sonstige Saucen und Getränke. Also ich finde mich in diesem Gewusel nur schwer zurecht. Vielleicht fehlt mir auch nur der Wille.

Also ich nehme Schuhbecks Feines Zweierlei. Weizenbrötchen mit Rindfleischbulette, Nürnberger Rostbratwürstchen, Hüttenkraut und Tomaten-Chili-Vanille-Sauce. Klingt gar nicht mal unappetitlich, obwohl dieses Fleischdoppel von Rostbratwürstchen und Bulette schon speziell ist. Aber was ich dann auf dem Pappdeckel hatte, schmeckte für mich eher nach Hüttengrausi. Denn Hüttenkraut und Sauce waren sehr spartanisch dosiert, ganz anders als es auf den Fotos in der Werbung aussieht. Weshalb das Ding doch arg trocken rüberkam, so sehr wie es dominiert war von Fleisch und weichem Weizenbrötchen. Immerhin, die Fleischwürzung war in Ordung, genauso wie die Textur des Fleischs. Wird Zeit, das der Alfons durch die Filialen in den Städten zieht und nachschaut, wie ernst es um seine Hüttengaudi steht.

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Freitag, 10. Dezember 2010

Es ist völlig wurscht, was du isst …

Hauptnahrung Süßigkeiten - geht das?

Zu dieser Folgerung kommt der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop in seinem neuen Buch Hunger und Lust. Der geschätzte Kollege Hajo Schumacher, alias Achim Achilles, lässt in seiner Laufkolumne auf Spiegel Online Knop im Interview zu Wort kommen. Und da lese ich Sätze wie: “Es gibt keine Beweise für irgendeine der gängigen Ernährungsregeln. Es gibt nur statistische Zusammenhänge, das heißt vage Vermutungen, sonst gar nichts. Und daraus irgendwelche Regeln für das Individuum abzuleiten ist völliger Quatsch.”

Knop weiss offensichtlich, welche Knöpfe man drücken muss, um beim Thema Ernährung PR-Punkte zu sammeln. Was taugte dafür besser, als den Menschen inhaltlich bei seiner Bequemlichkeit und seinen Gewohnheiten abzuholen? Ich bin ja selbst kein Freund von Ernährungsdogmatismus, aber wenn deutliche statistische Zusammenhänge in den Rang vager Vermutungen herabgestuft werden, dann kann ich die Positionen dieses Mannes wirklich nicht mehr ernst nehmen.

Er selbst sagt: “Der Körper hat über Jahrzehnte gelernt, was wo drin ist. Das ist die kulinarische Körperintelligenz.” Woher weiß er das? Gibt es zumindest statistische Zusammenhänge, die ihn daraus wenigstens eine vage Vermutung ableiten lassen, oder gibt seine Aussage nicht mal das her?

Dass es keine gesunden und ungesunden Lebensmittel gibt, ist nun wirklich nicht neu. Das lernt fast jeder angehende Ernährungswissenschaftler schon im ersten Semester. Ich hörte sogar mal von einem Professor, der seinen Studenten Strafzölle abnötigte, wenn sie von einem “gesunden Lebensmittel” sprachen. Funktionierte so ähnlich wie das Phrasenschwein in der Fußballsendung Doppelpass auf DSF. Aber von gesunder und ungesunder Erährung darf auch bei den Ernährungswissenschaftlern gesprochen werden.

In einer systematischen Metastudie von Renehan, Tysen, Egger und Kollegen der University of Manchester (LANCET 16.2.2008) wurde das Verhältnis von Krebs und Körpergewicht (orientiert am BMI) untersucht. Für die Analyse wurden 141 Publikationen mit insgesamt 282.137 Krebspatienten aus 76 Studien herangezogen. Mit folgenden Ergebnissen: Erhöht sich der BMI nur um 5 kg /m2 steigen die Risiken für viele Krebsarten deutlich. Bei den Männern liegt die Gefahr für Speiseröhrenkrebs um 52%, Schilddrüse 33%, Dickdarm 24% und Niere ebenfalls um 24% höher. Bei den Frauen machen Karzinome der Gebärmutterschleimhaut 59%, Gallenblase 59%, Speiseröhrenkrebs 51% und Niere 34% die deutlichsten Gefahrenherde aus.

So viel zu den vagen Vermutungen. Und dass Ernährung – neben Bewegungsmangel – zu den Hauptfaktoren für Übergewicht zählen, daran dürfte niemand ernsthafte Zweifel haben, der noch alle Tassen im Schrank hat.

Wer mal in den Podcast zur Studie reinhören will, surft hier entlang (lange Ladezeit).

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